Im Gespräch mit Martin Albrecht - Oktober 2023

Der langjährige Vorsitzende des Kuratoriums der Stiftung Schloss-Schule und Schatzmeister des Schloss-Schul-Vereins begleitet nun seit über 20 Jahren die Schule ehrenamtlich. Für seine Schulzeit und die Unterstützung und Förderung seiner ehemaligen Lehrer*innen ist er sehr dankbar und fühlt sich der Schule persönlich verbunden. Martin ist stolz darauf, wie sich die Schule in den vergangenen 20 Jahren entwickelt hat und wünscht sich Nachahmer*innen, die auch Lust darauf haben sich für die Schüler*innen und die Schule ehrenamtlich einzubringen.

Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Spontan fallen mir sofort die Theater-AG und der Chor ein – stark geprägt von Bruno Fischer, Winfried Koch und Gerhard Hein. Vieles lief außerhalb des „normalen“ Unterrichts, in Form von AGs, und das ist für mich, wenn ich an meine Schloss-Schul Zeit zurückdenke, die prägendste Zeit gewesen. Wir hatten damals die Idee eines selbstgeschriebenen Musicals. Wir haben die Handlung selbst geschrieben und mit Passagen aus Literaturklassikern wie z. B. die Balkonszene aus Shakespeares „Romeo und Julia“ und Lieder aus Pop, Schlagern und Musicals ergänzt. Großartig war auch, dass dieses Stück alters- und stufenübergreifend war, so dass von der 5. bis zur 13. Klasse alle mitmachen konnten. 4 Jahre in Folge ist diese Art von Musicals aufgeführt worden – in jedem Jahr mit einem neuen Stück. Das war großartig! In diesem Zusammenhang denke ich auch sehr gerne an die Chor- und Theaterfreizeiten in Dinkelsbühl oder Rothenburg. Aufgrund des Erfolges unseres ersten Musicals sind wir von der Stiftung der Schloss-Schule eingeladen worden, in Zürich das Musical „Cats“ zu besuchen. Das war sehr beeindruckend!

Auch die Veranstaltungen in der Fabrik sind mir noch sehr präsent. Einmal in der Woche war Kinoabend und man konnte sich für ein paar Mark einen Film anschauen. Viele Veranstaltungen waren auch davon geprägt, dass Orts- und Internatsschüler gemeinsam unterwegs waren. Einmal im Monat gab es das „Café Bo“ (benannt nach Heinz „Bo“ Borchers). Hier haben wir gemeinsam gegessen und man war einfach zusammen. Beim letzten Altschülertreffen im Juli 2023 habe ich eine Schülerzeitung aus meiner Schulzeit in der Hand gehabt. An diese Zeit als Mitglied der Redaktion kann ich mich auch sehr gut erinnern. Wenn man heute die Artikel liest, spürt man direkt die Gedanken eines damaligen Teenagers (er lächelt).

Erzähle doch gerne etwas zu Deinen schulischen Stationen, bevor Du auf die SK gekommen bist?
Ich besuchte als „Kirchberger Kind“ die 1. und 2. Klasse in Lendsiedel – Klassenlehrerin war damals Frau Weber, die Frau meines heutigen Kuratoriumsvorstandskollegen, Jochen Weber. In der 3. und 4. Klasse war ich dann in Kirchberg, direkt gegenüber der Schloss-Schule.

Was hat sich für dich dann an der Schloss-Schule geändert?
Wir hatten sehr kleine Klassen und eine enorme Auswahl an AGs. Hier konnte man sich ausprobieren und viele verschiedene Dinge kennenlernen. Das war toll! Auch die Verschiedenheit der Schüler*innen war interessant und bereichernd.

Was hast Du als prägend erfahren? Welche Werte, Lebensweisheiten und sonstigen Dinge begleiten Dich noch heute?
Das Theater war für mich sehr prägend. Ich war in der Unterstufe sehr schüchtern und eher zurückhaltend und habe mich hier, wie auch im Chor, eher im Hintergrund gehalten. In der Oberstufe, mit viel Überwindung und auch Ermutigung, habe ich mir dann immer mehr zugetraut. Oft habe ich heute noch Bruno Fischer im Ohr, der mir nicht nur einmal sagte: „Martin, sprich lauter - und deutlicher!“ – das ist für mich heute die Basis, dass ich heute keine Probleme damit habe vor Publikum zu sprechen. Auch der grundsätzliche Umgang an der Schule und die Menschen, die mich hier in der Zeit begleitet haben, sind für mich Vorbilder. Werte wie Respekt, Offenheit und sein Gegenüber ernst zu nehmen waren selbstverständlich und wurden uns vorgelebt. Die familiäre Atmosphäre und dass alle auf ihrem Weg mitgenommen wurden, waren prägend.
Die gemeinsam verbrachte Zeit im Clubhaus ist mir auch noch in Erinnerung geblieben.

Wie ging es nach der SK weiter?
Nach dem Abitur habe ich meinen Zivildienst angetreten und war in der Sozial-therapeutischen Einrichtung in Weckelweiler. In der Einrichtung in Weckelweiler, die anthroposophisch geprägt ist und geführt wird, tauchte ich dann nochmals in ein anderes Extrem ein. Das war eine spannende, aber auch erkenntnisreiche Zeit. Im Rahmen des Zivildienstes erlebte ich ein familiäres Umfeld und ich konnte in meiner Zeit dort auch einen kleinen Einblick in die Ausbildung zum Heilerziehungspfleger bekommen, da ich am Seminarunterricht des 1. Ausbildungsjahres teilgenommen habe. Im Anschluss an den Zivildienst habe ich bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall eine Ausbildung zum Bankkaufmann absolviert. Ich war danach ein Jahr in der Kreditabteilung, dann 13 Jahre im Personalbereich, habe berufsbegleitend BWL studiert. Vor 11 Jahren bin ich in das Datenmanagement gewechselt und bin dort seit vielen Jahren Teamleiter Datenanalyse.
Über die ganzen Jahre habe ich bis heute eine sehr enge Verbundenheit zur Schloss-Schule. Seit 22 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich an der Schule. Gestartet habe ich vor 22 Jahren im Schloss-Schul-Verein als Schatzmeister, gleichzeitig bin ich damals auch von den Mitgliedern des Schloss-Schul-Vereins ins Kuratorium berufen worden. Über die ganze Zeit war ich auch Mitglied des Kuratoriumsvorstands (abgesehen von einer „Kinderpause“ von 2008 – 2012). Seit 2018 bin ich Vorsitzender des Kuratoriums. Aus Zeitgründen musste ich 2016 leider als Schatzmeister des Schloss-Schul-Vereins aufhören (unser 3. Kind kam damals zur Welt) – im Juli 2023 habe ich mich wieder als Schatzmeister zur Verfügung gestellt.
Rückblickend ist in den vergangenen 22 Jahren viel an der Schule passiert. Ich bin sehr stolz auf die gemeinsam geleistete Arbeit und die positive Entwicklung. Meine persönliche Motivation ist die Schule auch weiterhin zu begleiten und mich einzubringen und zu unterstützen.

Falls Du schon mal ein Klassen- oder Jahrgangstreffen hattest, welche Geschichten und Anekdoten dürfen hierbei nicht fehlen?
Vor allem die Ausfahrten und Ausflüge sind mir bis heute recht gut in Erinnerung und darüber gibt es immer wieder viel zu erzählen. Angefangen vom Schapbachhof in der 5. Klasse, dann die Ausfahrt nach Zürich zum Musical „Cats“, London, Berlin, die Partnerschulen in Frankreich und Polen – da wäre so viel zu nennen…
Auch die 1. Zigarette am „Krabbenhäusle“, gemeinsame Treffen am WP (Wanderparkplatz beim Ockenauer Steg), Spätzle mit Soß‘ und einem Bier in der „Lindenau“ in Mistlau, und vieles mehr - zu erinnern gibt es da wirklich viel. Und wir waren hier auch immer gemischt unterwegs, die Internatler*innen und die Ortsschüler*innen.
Das war eine tolle Zeit. Man ist mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammengekommen, hat verschiedene Hintergründe kennengelernt und hat dadurch seinen eigenen Horizont erweitert.

Wofür bist Du dankbar?
Ich bin sehr dankbar für die unzähligen kleinen Bausteine, die ich im Laufe meiner Schloss-Schul-Zeit erlernen durfte. Beispielsweise die Soft Skills für mein jetziges berufliches Tun, hierzu zählen für mich besonders der Umgang mit Mitarbeitenden und Kolleg*innen. Auch dankbar bin ich, gelernt zu haben, dass Niederlagen zum Leben dazu gehören und dies wichtig ist für die eigene Entwicklung. In der Schulzeit häufig als Erfahrung im sportlichen Kontext, aber übertragbar in alle Bereiche des Lebens. Die Erfahrung machen zu dürfen, dass es immer weiter geht, schweißt zusammen. Und auch für die Nähe zu den Lehrer*innen bin ich heute sehr dankbar. Hier sind Verbindungen entstanden, die die Schulzeit überdauert haben und das gemeinsam Erlebte ist einfach prägend.

Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Ehrlich gesagt, gar nichts. Ich blicke eher nach vorne als zurück. Alles war damals, wie es war und alles hat auch seine Zeit. Ich bereue nichts und alles hat zu dem beigetragen, wie es heute ist.

Was möchtest Du sonst noch mitteilen? Und was ist Dir im Bezug auf Deine Funktion im Schloss-Schul-Verein und als Vorsitzender des Kuratoriums wichtig?
Ich hoffe durch meine ehrenamtliche Arbeit andere ehemalige Schloss-Schüler*innen dazu zu inspirieren, sich ebenfalls einzubringen. Dies kann auf ganz verschiedene Arten sein. Vielleicht um ein Beispiel zu nennen, als Alumni-Botschafter*in: hier könnte die Schule von vielen verschiedenen Personen repräsentiert werden. Anliegen, Ideen oder auch das „Networking“ würde so sicherlich effektiver gestaltet werden, wenn es beispielsweise um die Vermittlung von Praktikumsplätzen geht. Häufig benötigen auch die jetzigen Schüler*innen mal einen Gesprächspartner in ganz unterschiedlichen Kontexten und Fragestellungen. Hier würde ich mir wünschen, dass wir in naher Zukunft auf einen Pool von Freiwilligen zugreifen könnten, um die jungen Menschen ganz gezielt mit Ehemaligen zusammenzubringen und zu unterstützen.
Ansonsten darf ich als Schlusswort sagen – auf die nächsten 20 gemeinsamen und erfolgreichen Jahre – ich freue mich darauf!

Nachwort:
Das Gespräch wurde am 14. Oktober 2023 geführt.

Martin Albrecht hat sich im Dezember 2023 aus dem Kuratorium zurückgezogen und wird ab 1. August 2024 als designierter Geschäftsführer und Stiftungsvorsitzender der Schloss-Schule die Nachfolge von Jürgen Scharch antreten.